So, endlich komme ich wieder dazu, einen Beitrag für diesen Blog hier zu schreiben. Einige haben schon nach neuen Artikeln gefragt, was mich natürlich gefreut hat. Er steht zwar schon länger auf meiner To-do-Liste, aber dieser Monat war einfach mit Arbeit vollgepfropft. Diesmal geht es um den Anteil an Frauen in der Internet-Businesswelt.




Handeln wie ein Mann, empfinden wie eine Frau

Ist das tatsächlich so oder hält sich hier ein Mythos, der über die Jahrtausende hinweg Bestand hat. Geht eine Frau anders an eine Gründung heran als ein Mann? Welche Emotionen spielen da mit und sind Männer risikobereiter?

Das heutige Thema beschäftigt mich eigentlich schon längere Zeit, da ich immer mehr Frauen im und durch das Internet kennenlerne, die auch beruflich in der Internet-Branche tätig sind. Sie alle haben sich entweder schon ein Internet-Business aufgebaut oder sind dabei, sich auf dem Gebiet selbstständig zu machen oder es als Nebenjob auszubauen.

Tatsache ist jedoch immer noch, dass es weit weniger Frauen als Männer sind, die sich ein eigenes Geschäft aufbauen, noch weniger gibt es Start-Up-Unternehmerinnen. Sind hier Eigenschaften nicht miteinander zu verknüpfen, die man so locker als „typisch männlich“ und „typisch weiblich“ bezeichnet?

Frauen im Internet

Außerhalb des Business ziehen die Frauen inzwischen fast gleich mit der männlichen Spezies, wenn es um Vernetzung, um soziale Kontakte geht. Frauen kaufen im Internet und sind zu einer bedeutenden Zielgruppe geworden für Onlineshops und Online-Marketing. Iphone & Co. machen die Vernetzung noch einfacher. So gesehen ist das Internet kein reiner Tummelplatz für Männer mehr.

Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) hat einer Studie zufolge festgestellt, dass 2009 etwa 60 Prozent der Frauen im Netz unterwegs waren, 2011 waren es schon 71 Prozent, im Vergleich zu den Männern mit 73 Prozent also ein äußerst geringer Unterschied.

Das Verhältnis im Geschäftsleben sieht dagegen anders aus. Sicher, in den letzten etwas mehr als 50 Jahren hat sich einiges verändert: Frauen durften vor 1958 kein eigenes Bankkonto eröffnen und arbeiten durften sie nur mit Erlaubnis des Mannes. Was blieb, waren oft eben nur die drei großen K’s, Kinder, Küche, Kirche. Doch eine richtige Gleichberechtigung ist auch heute noch nicht zu verzeichnen, häufig werden z.B. gleiche Arbeiten mit unterschiedlichen Gehältern versehen, bei denen die Frau in der Regel schlechter abschneidet.

Unternehmerinnen im Web – eher noch selten. Ist Online-Business eine Männerdomäne?

Da sich mein Blog im Großen und Ganzen um das Thema Geld verdienen im Internet handelt, möchte ich hier nicht weiter eingehen auf Offline-Berufe und Offline-Unternehmen. Die Frage ist eher: In welcher Rolle bewegt sich die Frau geschäftlich im Netz. Nutzt sie Chancen, wagt sie es, Startup-Unternehmen zu gründen, hat sie Angst vor technischen Schwierigkeiten, kann sie Familie und Beruf unter einen Hut bringen?

Gerade das Internet-Zeitalter und eine Internet-Tätigkeit bietet Frauen ein ideales Arbeitsumfeld. PC, Laptop, IPad und Iphone machen den Arbeitsplatz unabhängig von einem festen Büro. Eine Familie mit kleinen Kindern ist so leichter zu versorgen, da man sich seine Zeit flexibel einrichten kann. Dennoch waren es vor etwa einem Jahr nur etwa 12 % Frauenanteil in IT-Ausbildungsberufen. Hier entstehen wohl immer noch die Klischees bei jungen Frauen, dass die IT- und Internetbranche zu technisch sei.

Dabei stelle ich persönlich fest, dass inzwischen recht viele Frauen in meinem Umkreis sich sehr gut technisch zu Recht finden und diese Angst vor Technik unbegründet sein sollte. Anscheinend herrscht dieses Klischee aber auch in Männerköpfen vor. So schrieb mir Lucia Fischer, Inhaberin einer IT-Dienstleistungsfirma:

„Die ganze Systematik beruht auf Vorurteilen, die Frauen in ‚technischen‘ Berufen immer wieder zukommen. Erst neulich wieder, als ich mich als IT-Dienstleisterin (HW, SW, usw.) geoutet habe. Kommentar dazu von einem Business-Manager: ‚Das ist aber sehr ungewöhnlich für eine Frau.‘ Mit diesen Vorurteilen müssen wir einfach leben oder sie aber fachkompetent ausräumen!!!!“.

Aber es muss ja auch nicht der technische Bereich sein, es gibt vielfältige Betätigungsfelder rund ums Internet wie z.B. Shopbetreuung, E-Learning, Telekommunikation, Dienstleistung in den Bereichen Text- und Grafikerstellung, Design und Fotographie, Werbung, Marketing und und und.

Frauen sind nicht so kreditwillig

Es ist wohl Fakt, wie ich aus verschiedenen Quellen vernommen habe, dass Frauen bei der Finanzierung meist sehr viel vorsichtiger sind als die männlichen Kollegen. Diese verhandeln mit der Bank und holen sich Kredite, während Frauen sich anderer, nicht so riskanter, Geldquellen bedienen.

Es mag auch daran liegen, dass Frauen einfach nicht so forsch verhandeln mögen wie Männer, es kann aber auch sein, dass Frauen in vielerlei Hinsicht mit mehr Sicherheitsdenken an eine Sache rangehen als ein Mann. Die Gründerszene spricht sogar in ihrem Artikel über die Gründerinnenszene von mangelndem Selbstbewusstsein der Frauen, wenn sie um Kredite kämpfen sollten.

Die Polin Zoe Adamovicz hat sich ein beeindruckendes Internet-Business aufgebaut. In ihrem Interview mit der Gründerszene spricht sie von ihrer „fast magischen Geschichte“, wie sie nach Berlin gekommen ist. Mit ihrer Firma Xyologic, mit der sie und ihre Mitgründer die Welt der Apps neu aufmischen, steht sie finanziell auf sehr guten Beinen. Auch hier war und ist es bis jetzt so, dass die Firma über den Cash-Flow funktionierte und funktioniert. Sollte sich aber ein Investor anbieten, wäre sie nicht abgeneigt…

Nordische Länder bieten Frauen die besten Chancen

Das Weltwirtschaftsforum hat festgestellt, dass es in Fragen der Gleichberechtigung in den nordischen Ländern die bestmögliche Gleichberechtigung für Frauen gibt. An der Spitze steht Island, gefolgt von Norwegen, Finnland und Schweden. Deutschland steht auf Rang 13 von insgesamt 134 untersuchten Ländern.

In den nordischen Ländern arbeiten aufgrund der weit höheren Chancengleichheit viel mehr Frauen als bei uns, erhalten in der Regel das gleiche Gehalt wie ihre männlichen Kollegen und haben gute Aufstiegschancen. Interessanterweise sind gerade die Geburtenraten höher als in anderen Ländern. Viel häufiger als bei uns, wo immer noch das altherkömmliche Rollenverhalten bestimmend ist, teilen sich in diesen Ländern die Eltern die Aufgabe, sich um ihr Kind zu kümmern, stärker auf. Wenn eine Frau berufstätig ist, bleibt eben dann auch mal der Mann zuhause und sorgt sich um sein Kind.

Karriereknick wegen Mutterinstinkt?

Sheryl Sandberg, ehemals Top-Managerin bei Google und jetzt COO  bei Facebook sagte selbst vor einiger Zeit, dass der wichtigste Grund dafür, dass Frauen nicht Karriere machen, ihr Zuhause sei. „Die meisten Menschen glauben immer noch, dass die Hauptverantwortung für Hausarbeit und Kindererziehung bei den Frauen liege, und die meisten Paare handeln danach – nicht alle.“

Weiter sagt sie: „Sobald eine Frau beginnt, über Kinder nachzudenken, hebt sie ihre Hand nicht mehr, sondern fängt an, sich zurückzulehnen.“

Vielleicht liegt es doch mit daran, warum Frauen seltener in unternehmerischen Dingen unterwegs sind als Männer, dass eine Frau anders empfindet, vor allem wenn sie Kinder bekommt. Elfi Emminger, Geschäftsfrau und Internetmarketerin aus Leidenschaft, sagt: „Ich habe in meinem Beruf meine Berufung gefunden – ich liebe und lebe Web2.0.“ Trotzdem sagt sie auch: „Frauen kriegen vor der Geburt den ‚Nestbauinstinkt‘, zumindest war das bei mir so. Alles muss perfekt sein für den neuen Mitbewohner. Man oder besser Frau geht in sich“.

Die Gefahr ist sehr groß, dass man als Frau nach einer Kinderpause es einfach viel schwerer hat, wieder in ein Berufsleben einzusteigen, wenn sie nicht schon ein größeres Unternehmen hat, in der ihre Mitarbeiter die fehlende Zeit auffangen. Als Freiberufliche ist man ganz schnell auch in Vergessenheit geraten, wenn man sich mehrere Monate nicht um Aufträge kümmern kann.

3 Punkte, warum es Frauen schwerer in einer Männerwelt haben können

Ja, es ist schon eine leicht verzwickte Sache. Ist eine Frau super gut in ihrem Bereich, erfolgreich, kann sich durchsetzen und hat sich womöglich auch dem männlichen Sprach- und Argumentationsstil angepasst, sieht aber vielleicht nicht so gut aus, wird ihr dieser Umstand von Männern, häufig genug auch von Frauen indirekt zum Nachteil ausgelegt. Bei einem Mann sieht man sehr viel seltener auf sein Äußeres. Sieht sie aber schick aus, trägt Makeup und Lippenstift und wirkt sehr weiblich, kann ihr das genauso zum Tuscheln hinter vorgehaltener Hand verhelfen.

Auch das kann ein Problem sein: Viele junge Männer, die in eine Existenz starten haben oftmals einen Mentor, der ihnen hilft, die Klippen besser zu umschiffen. Hat eine Frau einen männlichen Mentor, der auch noch verheiratet ist, kann auch das wiederum für negativen Gesprächsstoff sorgen, denn solche Mentorengespräche finden meist außerhalb des üblichen Betriebs statt. Wie schnell gibt es dann üble Nachreden.

Und dann kommt oft noch die Eifersucht von Männern auf den Erfolg von Frauen hinzu, der missgünstig kommentiert wird. Sogar in nicht beruflichen Dingen, wie es mir passiert ist. Als ich meinen BR-Schein (jetzt Sportküstenschifferschein) mit einem weiteren weiblichen Prüfling als beste des Kurses absolviert hatte, waren einige Männer , die ihn nicht oder nur knapp bestanden haben, der Meinung, die sie auch laut kundtaten, dass wir den Schein nur erhalten hätten, weil wir Röcke tragen.

Aber Gottseidank gibt es auch andere Männer… Ich bin der Meinung, dass ein gutes Miteinander sowohl Frauen als auch Männern sehr viele positive Aspekte geben kann. Wir können doch nur voneinander lernen und sollten uns nicht bekriegen.

Fazit: Frauen sollten sich mehr trauen

Ich bin keine Verfechterin des Rumjammerns. Wir haben heute die Möglichkeit, laut zu sagen, was wir denken. Frauen haben heutzutage die Möglichkeit, zu studieren, was sie wollen, sie können pauschal gesagt, jeden Beruf ausüben, der ihnen Spaß macht und das Internet bietet hervorragende Vernetzungschancen. Sie müssen nur wahrgenommen werden. Man kann nicht immer alles den Männern in die Schuhe schieben. Frauen sollten sich mehr trauen, auch wenn es erst mal mehr Energie kostet.

Das Netz ist, salopp gesagt, nicht nur zum Shoppen da, es lädt zu Diskussion ein, zur friedlichen Auseinandersetzung, bei der jeder was Lernen kann – auch gute Kritik anzunehmen und sie u.U. für sich positiv umzusetzen. Untersuchungen zufolge gibt es z.B. auch in der Bloggerszene gravierende Unterschiede. Frauen spielen z.B. kaum eine Rolle unter den Top 100 der deutschen Blogger. Durch eine Studie der Ruhruniversität Bochum wurde zum Beispiel herausgefunden, dass Frauen mit einem Anteil von knapp 76 Prozent Tagebuchblogs schreiben, während dies Männer nur zu einem Prozentsatz von etwa 37 Prozent tun. Eine „Männerdomain“ ist nur solange eine Männerdomain, wie Frauen dies zulassen, weil sie sich nicht hineintrauen.

Frauen sollte mutiger sein und auch risikobereiter. In der Tat sind mutige Frauen im Vormarsch. Und ich aus meiner Warte kann nur sagen, ich bin sehr glücklich, selbstständig im Netz zu arbeiten. Es gibt Höhen und Tiefen, aber das macht das Leben auch bunt und bringt mich weiter. Auch möchte ich den Umstand nicht mehr missen, dass ich mir meine Zeit, in der ich arbeite ebenso wie meinen Wohnort frei aussuchen kann.

Und ich liebe es, mit Frauen und Männern zu diskutieren, zu arbeiten und zu lachen.