und ihm war schrecklich langweilig. Außerdem war es hungrig und um satt zu werden, brauchte es Zeit. Das Zeitfresserchen machte sich also auf den Weg und suchte sich ein geeignetes Opfer, das willig war, ihm seine Zeit zu geben. Da waren viele Leute, die sagten ihm aber, sie hätten überhaupt keine Zeit und woher sollten sie denn die Zeit dann nehmen.

Da dachte sich das Zeitfresserchen, das ist aber schade, dass die Menschen so wenig Zeit haben, dabei sieht es doch manchmal so aus, als hätten sie Zeit, brauchen sie aber nicht. Da ging das Zeitfresserchen bekümmert und hungrig weiter, denn es hatte ihm ja niemand seine Zeit gegeben.

Als es so vor sich hinging und nach einem Zeitschenker Ausschau hielt, sah es einen älteren Mann, der auf der Brücke stand und in den Fluss schaute. Der, dachte sich das Zeitfresserchen, müsste doch ganz viel Zeit haben, viel zu viel, so dass es ganz bestimmt von dem Alten eine ordentliche Portion Zeit bekommen würde. Es ging hin zu ihm, sprach ihn an und fragte nach einem Happen Zeit.

Da seufzte der Alte bloß und sagte: „Ach, was weißt du schon von der Zeit? Wenn ich dir meine Zeit gebe, dann ist sie einfach weg und ich habe gar nichts davon. Wärst du mal früher gekommen, da habe ich in meinem Leben schon viel Zeit verschenkt, allerdings auch nie etwas davon zurückbekommen. Und jetzt …? Jetzt bin ich alt und geizig geworden, weil ich gesehen habe, dass Zeit verschenken viel zu teuer ist. Und da ich nicht mehr so viel Zeit habe, gebe ich dir nichts davon ab.“

Da zog das Zeitfresserchen traurig und noch hungriger wie zuvor von dannen. Es kam an einen Kinderspielplatz, wo einige Mütter mit ihren Kindern spielten oder auf den Bänken saßen und zusahen, wie ihre Kinder im Sand ihre Traum-Schlösser bauten. Es hüpfte zu einer Mutter, die nicht mit ihrem Kind spielte und dachte sich, die hätte sicher wenigstens ein bisschen Zeit für ihn. Die Mutter hat sich aber furchtbar erschreckt, als es das hungrige Zeitfresserchen sah und lief sofort zu ihrem Kind, um es zu schützen.

Das Zeitfresserchen sagte leise: „Hallo, du, ich tu dir ja nichts, ich möchte nur, dass du mir ein bisschen Zeit schenkst. Ich hab sooo Hunger.“ Die Mutter schrie auf: „Ich dir Zeit schenken, wo ich überhaupt keine habe und nicht mal für mich selbst ein bisschen Zeit aufbringen kann. Da kommst du und willst Zeit haben? Geh bloß weg. Ich weiß kaum, wie ich mit der Arbeit, mit Kochen, mit dem Kind fertig werde.“ Sie fing leicht hysterisch an zu weinen, da hatte das Zeitfresserchen Mitleid und flog leise weg, denn Zeitfresserchen können auch fliegen.

Aber vor lauter Hunger konnte es nicht sehr lange fliegen und machte Rast auf einem Fensterbrett. Durch das Fenster konnte es sehen, wie ein Mensch vor einem Computer saß und hineinstarrte. Das Zeitfresserchen hatte schon mal was von dieser Spezies Mensch gehört und dachte sich: „Bei dem brauche ich erst gar nicht nachzufragen, Computermenschen, hat man mir gesagt, die haben nie Zeit.“

Irgendwie muss dieser aber das zusammengekauerte Zeitfresserchen auf der Fensterbank gesehen haben und auf eine besondere Art tat es ihm Leid. Er ließ das arme Geschöpf rein und fragte, was es denn wolle. Da sagte ihm das Zeitfresserchen, dass es unbedingt etwas Zeit bräuchte, sonst würde es verhungern.

Der Mensch sagte ihm: „Ich habe eigentlich kaum noch Zeit, weißt du, ich bin nämlich Internetmarketer. Und als solcher ist man ja ständig beschäftigt. Andauernd kommen Emails rein, die ich lesen und evtl. beantworten muss, dann muss ich ja durchs Internet serven, weil ich immer wissen sollte, was rundherum passiert und ich muss die neuesten Trends aufspüren. Dann klingelt alle Nase lang das Telefon. Weißt du, ich komme ja nicht mal mehr zum Arbeiten.“

Da sagte das Zeitfresserchen: „Also, ich kann ja mit dir all diese Dinge tun, dann ist es auch nicht so langweilig und damit schenkst du mir auch deine Zeit und es geht uns beiden gut.“

Und so saß das Zeitfresserchen die meiste Zeit mit seinem Gönner vor dem eckigen Kasten, zeigte ihm immer wieder neue Nachrichten, holte alle paar Minuten die Emails. Der Mensch verdiente zwar nicht viel dabei, las aber viel Intessantes, ärgerte sich meistens, dass er so wenig Zeit hatte, aber änderte nichts daran. Das Zeitfresserchen wurde dick und rund und wenn sie nicht gestorben sind …

Haben Sie auch schon mal mit dem Zeitfresserchen zu tun gehabt? Nein? Dann sind Sie ein Glückspilz, ja und fast schon nicht mehr von dieser Welt -:). Denn das Zeitfresserchen kennt fast jeder, es ist wie ein Bazillus oder ein Virus und ist vor allen Dingen ansteckend. Also eigentlich hochgefährlich, dabei doch so niedlich und wenn man nicht aufpasst, hat es einen um den kleinen Finger gewickelt und man ist ihm ganz und gar verfallen.

Was macht das Zeitfresserchen? Wie der Name schon sagt, braucht es Zeit um zu wachsen und schön rund zu werden. Und zwar Ihre Zeit.