In meinem letzten Artikel berichtete ich darüber, was man bei einer Facebook Fanpage alles beachten sollte. Nun fiel mir ein Artikel aus einer Münchner Zeitung (AZ) in die Hände, der mich nochmal über den Datensauger schreiben lässt.

Dass Facebook Daten sammelt, ist ja nichts Neues und mich persönlich beunruhigt dies nicht so arg, denn es kann ja nur Daten sammeln, die ich ihm als Facebook-Nutzer gebe. Auch, was ich schreibe, liegt in meiner Hand. Dachte ich zumindest. Wussten Sie jedoch, dass Facebook nie mehr auch nur einen Buchstaben, ein Bild oder ein Video löscht von dem, was je in dieser Plattform geschrieben wurde? Auch nicht, wenn man es selbst gelöscht hat und denkt, es ist verschwunden? Nein? Ich auch nicht.

Wenn man nun aber wissen möchte, was FB alles von mir gesammelt hat, würden Sie sich trauen, mit einer Betriebsprüfung zu drohen, wenn Sie nicht komplett alle Daten übermittelt bekämen? Aber diese Möglichkeit haben Sie, es ist bewiesen.

Der Journalist und Blogger des Jahres 2010 Richard Gutjahr hat über die Person geschrieben, die sich das getraut hat:

Der Wiener Student Max Schrems hat seine kompletten Daten von Facebook angefordert. Und nach einem langen Hin und Her hat er sie auch bekommen. Und zwar per Post auf CD-Rom. Diese enthielt ein pdf-Dokument mit 1200 (eintausendzweihundert) Din A4-Seiten mit Informationen, Log- und Metadaten von Bildern, Posts etc, die er in den 3 Jahren, die er Mitglied bei Facebook war, veröffentlicht hat. Darunter befanden sich auch Angaben wie Browser-Infos, Ortsangaben, Status-Mitteilungen, Chat-Protokolle u.a., von denen er angenommen hatte, dass sie längst gelöscht worden wären.

Der 23-jährige Jurastudent Max Schrems aus Wien hat 16 Klagen gegen Facebook gestellt. Er gründete die Initiative „Europa vs. Facebook“ und hat damit geltendes EU-Recht benutzt, auch wenn Facebook dieses im ganz ganz klein Gedruckten sehr versteckt veröffentlicht, damit es nicht sofort gefunden wird.

Nun ist es ja nichts Neues, dass Facebook Daten sammelt, was ich aber bedenklich und ärgerlich finde, ist die Tatsache, dass von mir gelöschte Eingaben nur an der Oberfläche, nicht aber endgültig gelöscht werden. Über 500 Millionen Nutzer weltweit haben derzeit einen Facebook-Account. Der Konzern sammelt fleißig weiter und verkauft diese Datensätze an Firmen, die so ein Verbraucherverhalten analysieren können und ihre Werbung speziell auf die Neigungen eines Nutzers abstimmen können. Kein Geheimdienst auf dieser Welt kann annähernd an so viel Daten herankommen, egal ob es sich um sexuelle Vorlieben, seine politische Meinung, Glaubensrichtung oder die richtige Zubereitung von Krautwickerln handelt.

Wenn Sie auch Ihre Daten anfordern möchten, machen Sie die Schritte, die Richard Gutjahr in seinem o.g. Blogartikel angegeben hat.

1. Auf diese Seite gehen und alle Daten wahrheitsgemäß ausfüllen
https://www.facebook.com/help/contact.php?show_form=data_requests

2. Im Punkt „Zitiere das Gesetz, wonach du Daten beanspruchst“ folgenden Artikel eintragen:
Section 4 DPA oder Art. 12 Directive 95/46/EG
Diese Datenschutzrichtlinie verpflichtet Facebook zur Herausgabe der Informationen.

3. Scan bzw. Foto vom Personalausweis oder Reisepass hochladen

Man kann darüber diskutieren, wie sinnvoll diese Aktion ist, denn dann haben die Facebook-Macher ja noch mehr Daten in den Händen, aber irgendwie muss man sich ja auch ausweisen, sonst könnte jeder die Daten des anderen anfordern.

Max Schrems will mit seinem Vorgehen die europäische Facebook-Zentrale zwingen, sich an die europäischen Gesetze zu halten. Damit würde die Transparenz der Handlungen von Facebook gefördert. Es ist schon erschreckend, dass Facebook wirklich alles, was ich je in meinem Account von mir gegeben habe, bis zum Sankt-Nimmerleinstag sammelt. Und was passiert irgendwann einmal mit diesen Daten? Können sie vielleicht z.B. bei einem politischen Umsturz gegen mich verwendet werden?

Facebook hat zweifellos sehr viele positive Aspekte, jedoch weiß man tatsächlich nicht, wie meine Posts etc. ausgewertet werden. Bislang habe ich auch immer angenommen, dass, wenn ich meinen FB-Account schließe, Facebook außerhalb meines Internetlebens bleibt. Weit gefehlt! Facebook setzt mehrere Cookies, die verfolgen jeden virtuellen Spaziergang, auch im ausgeloggten Zustand und wissen damit immer noch, wo ich mich aufhalte und was ich woanders mache. Lesen Sie hier: Ausloggen aus Facebook ist nicht genug

Ein wirtschaftlich äußerst lukrativer Aspekt ist ja auch – und ich denke, das wird bei den Google-Kreisen nicht anders sein -, dass man seine Freunde in bestimmte Sektionen gliedern kann. Somit weiß auch hier Facebook wieder, mit welchen Geschäftspartnern ich besonders gern Austausch betreibe, welche Vorlieben ich habe, welche Musik ich höre und welche Reisen ich gern mache. Schlecht scheint dieser Moloch nicht damit zu fahren, denn er soll bereits im ersten Halbjahr 2011 einen Umsatz von 1,6 Milliarden US-Dollar gemacht haben.

Mit der jüngsten Veröffentlichung hat Mark Zuckerberg die Welt wissen lassen, dass er mit „Timeline“ nun den vollen Zugriff auf das gesamte Leben eines Users haben will. Es wundert mich, dass dies auf solchen Zuspruch bei den Usern trifft. Ist es denn wirklich so interessant, was ich für ein Fernsehprogramm gesehen, welches Buch ich gelesen habe und welche Pizza mir am besten schmeckt? Und reicht das nicht, dass ich es mit echten, nicht virtuellen Freunden und der Familie teile? Muss es gleich die ganze Welt und der Big Brother wissen? Ist das vielleicht der Ausgleich für kein selbstbewusstes Leben? Nimmt man sich nur noch über Facebook als wertvollen Menschen wahr? Oder was hat es mit dieser Mitteilungssucht sonst auf sich? Vielleicht können Sie mir eine Antwort darauf geben?